Baum des Jahres

Bäume des Jahres
Um den Wert des Baumes in der Gesellschaft herauszuheben, wird in vielen Ländern ein Baum des Jahres vorgestellt. Jedes Jahr im Oktober wird der Baum des Jahres von der „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ (vormals Menschen für Bäume) und durch deren Fachbeirat, das „Kuratorium Baum des Jahres“ (KBJ), für das darauffolgende Jahr bestimmt.

 Die Stadt Lorsch hat in  Zusammenarbeit mit der SDW eine Allee der Jahresbäume angelegt. Jedes Jahr im Herbst wird der aktuelle Jahres- Baum angepflanzt.

 Baum des Jahres 2023 – Moorbirke


Die Moorbirke ist vom Kuratorium „Baum des Jahres“ zum Baum des Jahres 2023 ausgezeichnet worden. Ihr Erhalt steht exemplarisch für das Ziel, mithilfe von intakten Ökosystemen, wie beispielsweise Mooren, das Klima zu schützen und dem Artensterben entgegenzuwirken.

Sie ist der einzige Baum in den wertvollen Moorlandschaften und ist das Symbol für ein stark bedrohtes Ökosystem in Deutschland. Nur noch fünf Prozent der Moore gelten als intakt. 95 Prozent wurden für Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzflächen entwässert.

Wichtigster CO2-Speicher

Moore sind für den Klimaschutz enorm wichtig und bieten einen Lebensraum für seltene Arten. So enthält eine 15 Zentimeter dicke Torfschicht auf gleicher Fläche etwa so viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs werden von Mooren gespeichert, obwohl diese nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken.

Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume. Mit der Wahl der Moorbirke hofft man, die Maßnahmen zum Moorschutz bundesweit zu intensivieren, die bereits im Programm „Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums angesprochen wurden.

Die Moorbirke ist ein Pionier in der Waldentwicklung. Sie benötigt sonnige Standorte und verträgt nur wenig Schatten. Mit ihrer hohen Samenproduktion gelingt ihr auch die rasche Besiedelung von Kahlflächen. Eine freistehende, alte Moorbirke produziert bis zu vier Kilogramm Samen. In einem männlichen Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner, die bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen können.

Sie ist die nördlichste Baumart Europas und bildet die Waldgrenze nördlich der Borealen Nadelwälder, die sich aufgrund der Erderwärmung weiter nach Norden verschiebt. Sie erträgt Wintertemperaturen von durchschnittlich −33 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter −40 Grad Celsius wandelt sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird. Auch in den Bergen fühlt sie sich wohl. In den Allgäuer Alpen wächst die auf bis zu 1.700 Metern über dem Meeresspiegel.



  • Name: Moorbirke, (Betula pubescens)
  • Alter: bis zu 100 Jahre
  • Höhe: Wuchsform ist sehr unterschiedlich und standortabhängig; in Hochlagen beispielsweise nur als niedriger Strauch; bis zu 20 Meter
  • Rinde: schmutzig weiß, in dünnen Streifen abrollend
  • Blätter: breit eiförmig/herzförmig; Blattrand doppelt gesägt, vier bis sechs Zentimeter lang
  • Blüte: Blütenkätzchen mit dem Laubaustrieb, etwas kleiner als bei der Weißbirke; männliche gelblich-bräunlich und hängend, weibliche grünlich und aufrecht
  • Holz: helles, im Vergleich zu anderen Weichlaubhölzern hartes Holz
  • Verwendung: vielseitig verwendbar, beliebt als Furnier- und Schneideholz










Baum des Jahres 2020:  Die Robinie (Robinia pseudacacia)


Die Robinie kommt aus Nordamerika und ist mittlerweile beinahe weltweit verbreitet. In Deutschland und Europa ist sie etwa seit 300 Jahren zuhause. Anfangs wurde sie vorrangig in Parks und Gärten gepflanzt und hat sich auch in den Wäldern verbreitet. Häufig anzutreffen sind Robinien auf trockenen Standorten wie Bahndämmen oder Brachflächen. Als Pionierbaum besiedelte sie nach dem Zweiten Weltkrieg viele Trümmerschuttflächen. Größere Flächen sind bis heute in Leipzig, Berlin und Stuttgart mit dem Baum des Jahres 2020 bewachsen.

Mit Hilfe von Knöllchenbakterien ist sie in der Lage, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und dem Boden zu zuführen. Besonders stickstoffarme Standorte kann sie damit für andere Pflanzen und Bäume bewohnbar machen. Allerdings kann diese Eigenschaft für seltene Biotope, wie Magerrasen, gefährlich werden. Die Stickstoffanreicherung verdrängt typische Pflanzen- und Tierarten der Magerrasenbiotope, also Arten, die sowieso schon selten geworden sind. Von solch wertvollen Flächen sollte man die Robinie daher fern halten.

Die anspruchslose Robinie war in den Wäldern seit dem 18. Jahrhundert vor allem auf armen Standorten und auch für die Wiederaufforstung devastierter Waldflächen interessant. In den deutschen Wäldern kommt sie im Mischwald auf 20.000 ha vor. Ihr Flächenanteil liegt damit deutlich unter 1 %.


Wegen ihrer Anspruchslosigkeit gegenüber Trockenheit wird die Robinie als Zukunftsbaum beim Klimawandel gehandelt. Auch in den Städten ist sie sehr beliebt, da sie das innerstädtische Klima recht gut verträgt. Nachteilig ist allerdings die Windbrüchigkeit der Äste.

Ein großer Pluspunkt ist ihre Blütenpracht: Die stark duftenden Blüten hängen in 10 bis 25 cm langen Trauben vor dem Blattaustrieb an den Zweigen. Sie bieten reichlich Nektar und sind eine beliebte und wichtige Bienen- und Insektenweide. Ihr Honig wird als Akazienhonig verkauft und hat eine helle, schwachgelbliche Farbe.


Bemerkenswert ist das Holz der Robinie. Es ist widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz. Da es im Außenbereich auch ohne chemische Konservierung lange stabil bleibt, ist es gut für Kinderspielplätze, Pfähle für Weinstöcke und Gartenmöbeln geeignet. Es kann Tropenholz ersetzen.


Steckbrief zur Robinie

  • Name: Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), auch Falsche Akazie oder Scheinakazie genannt
  • Alter: bis 200 Jahre
  • Höhe: 25 bis 30 m
  • Stamm: kurz, häufig krummschaftig, Neigung zur Doppelkrone
  • Rinde: graubraun, tief gefurcht, häufig netzig-längsrissig
  • Blätter: bis 30 cm lange, wechselständige und unpaarig gefiederten Laubblätter mit bis 19 eiförmigen Einzelblättern; Nebenblätter mit zu bis 3 cm langen, rotbraun gefärbten Dornen
  • Blüte: Mai/Juni; 10 und 25 cm lange, hängende, traubige Blütenstände aus 10 bis 25 weißen Schmetterlingsblüten
  • Früchte: bis 10 cm lange, seitlich stark abgeflachte, rotbraune, kurz gestielte Hülsen mit 4 bis 10 Samen.
  • Holz: heller, schmaler Splint mit gelbgrünen bis olivbraunen Kern; sehr hart, zäh, biegsam, dauerhaft und schwer zu bearbeiten


 Baum des Jahres 2019:  Die Flatterulme

Die Flatterulme ist eine seltene Baumart, deren Erhalt einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet. Sie ist die Leitbaumart heute selten gewordener Bach- und Flußauen. Manche Arten wie der Ulmenblattfloh kommen nur an der Flatterulme vor. Auch für alle anderen spezialisierten Ulmenbesiedler wie den Ulmenzipfelfalter ist sie eine "Rettungsinsel" dort, wo die anderen beiden Ulmenarten dem Ulmensterben zum Opfer fielen.

Seit über hundert Jahren kämpfen die Ulmen mit einem Pilz, der über den Kleinen und Großen Ulmensplintkäfer übertragen wird. Die Pilzsporen wachsen in den Leitbahnen des Baumes und unterbrechen die Versorgung der Blätter und Äste. Erst sterben die Äste ab, dann der ganze Baum. Jüngere Bäume halten nicht lange durch, bei älteren zieht sich der Prozess über mehrere Jahre, so dass sich in all den Jahren die Zahl der Ulmen stark vermindert hat. Im Gegensatz zur Berg- und Feldulme ist die Flatterulme gegenüber dem Ulmensterben am wenigsten anfällig. Die Ulmensplintkäfer fliegen die Flatterulme wegen ihrer anderen Rindeninhaltsstoffe und -struktur deutlich seltener an als Berg- und Feldulme. Dies ist der Hauptgrund, warum Flatterulmen relativ häufig Epidemien des Ulmensterbens überleben, auch wenn in der weiten Umgebung alle Berg- und Feldulmen abgestorben sind.

Die Flatterulme gehört nicht zu den Bäumen, die wir sofort erkennen. Ein Erkennungszeichen ist die Asymmetrie der Blätter am Blattgrund (siehe Foto) Die Unterseite der Blätter ist dicht grau behaart. Ulmensamen findet man manchmal auf Gewässern treibend. Die kleinen „Ufos“ können besonders gut schwimmen und gelangen so an neue Standorte. Bei der Flatterulme ist der Saum dieser Nussfrucht bewimpert und oben v-förmig eingeschnitten.

Die Flatterulme ist in ganz Mitteleuropa heimisch und kommt bis zu einer Höhe von 600 Meter über NN vor. Sie hat mit etwa 250 Jahren ihr maximales Alter erreicht. Die in ihrer Jugendphase raschwüchsige Ulme erreicht 30 bis 35 Meter Höhe.

Ulmenholz gehört zu den sehr festen und elastischen Hölzern. Eine bevorzugte Verwendung findet Ulmenholz (genannt Rüster) in der Anfertigung von massiven Möbeln. Im Erdboden und unter Wasser ist das Holz sehr dauerhaft, weshalb es auch gerne für den Brückenbau eingesetzt wird.

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